HOMEPAGE

  TEXTE

  BILDER

  AKTUELLES

  INTERVIEWS

  ALLTÄGLICHES

  FORUM Billy`s band

  "Billy`s chat"

  GÄSTEBUCH

  LINKS

  ZU FAVORITEN

 

 Billy Novik

 Anton Matesius

 Andrej Resnikov

 Michail Schidkich

 Dmitrij Maximatschev

 

ucoz

 

 

Liebe Gäste,    

die ausführlicheren Informationen, Interviews und Artikel von Billy's band können Sie im Forum unter

Artikel der Auslandpresse /Статьи из зарубежных изданий/ und

Artikel der russischen Medien /Статьи в российских СМИ/ finden

 

HALLO, BERLIN!
Stimme Russlands
20.07.2006
INTERVIEW MIT BILLY`S BAND


Liebe Freunde!
Ich heiße Olga Sonnenstrahl. Es freut mich sehr, Sie heute zum ersten mal in der Sendung „Hallo, Berlin!“ zu begrüßen. Bisher begegneten wir uns in anderen Sendungen, die z.B. Literatur oder auch Psychologie zum Thema hatten. Heute aber ist Musik unser Gesprächsthema. Dieses Thema drängt sich im Sommer in Moskau geradezu auf. Denn der Sommer ist die Zeit verschiedener Festivals und Gastspiele, die Zeit, wo nicht nur Clubs und Konzertsäle für Musikfreunde weit offen sind, sondern auch sogar Parks, Squares und selbst Haushöfe zur Freilichtbühnen werden. Jazz ist um diese Zeit alles. Jazzbande und Festivals, auch Musik vom Blues bis Ska erschallt von überall.
Ich dachte mir, liebe Freunde, es müßte Sie doch interessieren, wer an diesen Musikereignissen teilnimmt. Da ist z.B. die Petersburger Billy´s band. Nun das ist ein Kapitel für sich, etwas ganz Originelles in der russischen Clubmusik. Der Stil von Tom-Waits-Blues ist in ihren Performances nur ein Motiv des sehr eigenartigen und visuelen Bildes, der Gestalt von Billy´s band geworden. Musikfreunde und Profis definieren diese Gestalt als einen organischen Verbund der Stadtfolklore mit dem deutlichen Flair von Petersburg, des amerikanischen Blues und des Salonsswings, in dem Leider mit kurzen atmosphärischen Instrumentalstücken und Billys Monologen wechseln. Die Musiker selbst charakterisieren ihren Stil als „Begräbnisdixieland mit ewigem Happy End“.
In diesem Jahr wurde Billy Novik, Solist der Billy´s band Träger des 2. alljährlichen Musikpreises der Zeitschrift „Petersburger Musiker“ als der beste und originellste Jazzsänger.
Nun, meine Lieben, jetzt stelle ich Ihnen die Sankt-Petersburger Musiker Billy´s band vor: Solist, Billy Novik, Gitarrist Andrej Ryschik.


O.S.: Hallo, Billy und Andrej!


Billy: Sdrawstwujte-sdrawstwujte!


Andrej: Sdraste!


O.S.: Billy, Andrej! Ich habe gerade erst versucht, unseren Hörern ihre Richtung in der Musik zu beschreiben (können sie doch heute dank dieser Sendung Ihre Lieder direkt hören). Dabei habe ich, wie auch viele andere Journalisten vor mir festgestellt, wie schwierig es ist, Ihre Richtung in Worte zu kleiden, weil sie eben so ungewöhnlich ist. Natürlich möchte ich sehr, dass Sie Ihre Musik, und das, was sie tun, unseren Hörern selbst vorstellen. Was ist das, was Sie tun, und wie wäre Ihre Musik zu definieren?


Billy: Nun muß ich feststellen, dass es auch für mich keine leichte Frage ist, weil es auch unser Wunsch ist, schon bei der ersten Bekanntschaft zu erklären, womit wir uns beschäftigen und was wir eigentlich spielen. Ernst gesagt, wäre es eine Mischung aus Blues und Jazz. Aber keines prätentiösen und nicht hoch matematischen, sondern eher wohl eines Volksjazz, eines ökologischen auch, denn, soviel ich weiß, ist noch kein einziger Mensch und kein einziges Tier Opfer unserer Musik geworden…


Andrej: Angesichts dessen, dass zwischen unseren Liedern noch gewisse Zwischenmelodien und Monologe vorkammen, so ist es ein synthetisches Genres, so etwas zwischen Musik und Literatur, wenn Sie wollen.


Billy: Ja, dieses Genre lässt sich übrigens, wie es sich in letzter Zeit erwissen hat, zum Teil als unsere theatralisierte Szenen ausdrücken, weil diese Zwischenliedereinsätze, die sogenannten Tschatkas, helfen zusammen mit den Lichteffekten und Ressourcen, die die Theaterbühne einem bittet, solche, wie Sie ganz richtig gesagt haben, theatralisierte Performances zu gestalten.


Andrej: … einen viel grösseren Effekt zu erreichen…


Billy: … zu schaffen und viel leichter mit der Konzertatmosphäre zu operieren…


O.S.: Wenn ich Sie richtig verstehe, formen Sie faktisch ein Schauspiel, eine lebendige Aufführung. Und die ist wahrscheinlich jedes mal anders, je nach der Stimmung und der Intonation der Zwischenliederteile, der Tschatkas, und selbstverständlich auch abhängig davon, wie die Lieder klingen?


Andrej: Jedes Schauspiel setzt eine durchgehende Handlung voraus, bei uns aber fehlt sie. Deshalb ist es weniger Schauspiel als eine musikalische Performance.


O.S.: Um so mehr muß das nicht nur gehört, sodern auch gesehen werden! Soviel ich weiß, treten sie nicht nur auf Theaterbühnen und in Clubs auf, sondern auch sogar auf den Straßen! Also werde ich jetzt meine Frage an was anderes knüpfen. Die meisten Hörer dieser Sendung leben in Deutschland. Es ist mir bekannt, dass gerade Deutschland in Ihrem Leben eine große Rolle spielt. Wäre es möglich, ausführlicher darüber zu erfahren?


Billy: Nun, für unsere Band ist Deutschland für unseren Begriff ihre Heimat, denn unser Musikkollektiv ist gerade dort entstanden, praktisch rein zufällig, als wir dem Rat eines unseren Freundes folgend, beschlossen haben, uns mal als Straßenmusikanten zu probieren. Das war in München 2001. Wir gingen auf die Straße uns begannen zu spielen. Und da sahen wir, wie vielen Menschen das interessant war. Immer waren wir von Menschen umringt. Ich habe sie genau nicht gezählt, aber es waren wohl etwa 150. Sie schmissen uns etwas Geld, griffen aktiv nach unseren CDs, die Kassetten…


Andrej: Nun, CDs haben wir damals noch gar keine. Während unserer ersten Deutschlandreise hatten wir noch weder CDs noch Kassetten.


Billy: Doch! Kassetten hatten wir damals schon. Dann trat dieser oder jeher an uns heran und schlug uns vor, in kleinen Cafes oder bei Geburtstagen zu spielen, und begriffen wir, dass wir in Deutschland, der Teufel weiß weshalb, mehr gefragt sind, als z.B. bei uns in Russland. Das veranlasste uns eben, uns auf jene ansprechenden Momente der Musik zu konzertrieren, die wir gerade auf den Straßen spielten. Weil die Straße ein sehr genauer Anzeiger dessen ist, was interessant und was nicht. Kaum hat man sich für nur 30 Sekunden entspannt, so war diese Menge aus 150 Menschen wie vom Windstoß weggefegt. Bietet man aber etwas Aufregendes, das volle Arrangement, sind in 30 Sekunden 150 Glotzer, andere freilich, wieder an.


O.S.: Und das eben unterscheidet das ganze von einem Theater- oder Clubauftritt.


Billy: Nun, im Club ist man schon da, die Eintrittskarten sind bezahlt, man kauft sich auch noch was in der Bar, so einfach geht man da nicht weg, da fehlt so etwas, wie die absolute Freiheit, wo gar nichts mehr zurückhält. Deshalb ist die Straßenmusik eine ganz besondere Geschichte. Interessant ist es schon, dass hier Menschen zuhören, die dich bisher noch nicht gehört haben, es ist einfach spannend, ihren Gesichtsausdruck zu beobachten, es kann doch nicht jeder sein Gesicht stets unter Kontrolle haben. Dabei sind es doch ganz verschiedene Menschen, insbesondere Passanten. Deshalb gerade, ach, ich weiß es nicht, es ist wirklich faszinierend, ihre Gesichter und ihre Reaktion zu beobachten.


O.S.: Spielen Sie aber auch hier in Rußland auf den Straßen?


Billy: Hier viel weniger, um nicht zu sagen, fast niemals.


Andrej: Unlängst hatten wir eine solche Erfahrung hier in Piter, auf der Malaja Sadowaja Straße. Für einen ausländischen Fernsender. Übrigens staute sich da auch eine Menge. Früher war es in Piter nicht üblich, so zusammenzulaufen. Wissen Sie, womit das, glaube ich, verbunden ist? Die Tendenz zeichnet sich zuerst in Europa an. In allem zuerst Persing, dann Tatu usw. Schließlich Musik. In Europa hat man es einfach nur etwas früher eingefangen, dann verbreitete es sich langsam, allmählich auch bis nach Russland. Jetzt läuft es in Europa auf vollen Touren.


Billy: Ich glaube, Europa hat immer noch reichere Geschichte und Kultur des Musizierens auf der Straße. Und in Rußland fehlt so eine Kultur überhaupt. Bei uns war das immer eher Musizieren am Rande des Bettlens oder der Vorführung der eigenen Armut. Der Hauptzweck war Mitleid zum Straßenmusikanten hervorzurufen. Was ich falsch finde. Ich aber bin immer begeistert, wenn ich einen Straßenmusikanten sehe, besonders einen glücklichen. Er ist ein Berufmusiker, großgeschrieben. Übrigens stelle es sich oft heraus, dass es vielen Straßenmusikanten absolut uninteressant ist, für 100 Dollar zum Geburtstag aufzuspielen. Sie verdienen ja viel-viel mehr!


O.S.: Wirklich, sie verdienen gut und ziehen sich auch emotionell bestimmt viel stärker auf.


Billy: … und bleiben noch frei. Hat er´s genug, macht er Schluß und geht schon in der nächsten Minute heim… oder sonst noch wohin.


O.S.: Ja, aber hier Hörer und Schauer, die dabei sind, wenn sie spüren, dass die Musikanten auch selbst von ihrem Spiel ergriffen sind, da müssen sie sich doch auch als mitgeteiligte empfinden?
Ich glaube, wir sind schon dabei, unsere Hörer in das Billy´s band Schaffen einzuweihen. Wir fangen jetzt mit einem Lied dieser Gruppe an. Dieses Lied heißt: "Etwas Liebe, etwas Tod".


LIED


O.S.: Von der „Stimme Russlands“ hören Sie die Sendung „Hallo, Berlin!“ Unser Gast ist die Sankt- Petersburger Billy´s band.
Soeben, Billy, vernahmen unsere Hörer eines Ihrer Lieder, in diesem Zusammenhang habe ich eine Frage: wer Ihren Vortrag hört, nimmt nicht nur die durchdringenden oder rührenden Texte und die ungewöhnliche Musik auf, sondern auch wirklich den originellsten Gesang. Einerseits ist es kalr, dass man, falls man sich auf so was einstellt, wirklich das Talent haben muss so zu spielen und so zu singen. Klar ist es aber auch, dass es doch nicht von selbst so herauskammt. Um so zu singen, muss es gelernt sein, und dazu braucht man Zeit und eine besondere Veranlagung. Nun also die eigentliche Frage: wie kam es, dass Sie gerade so und nicht anders zu sinen begannen? Wie schufen Sie das beides: so eine Stimme und die eigenartige Gesangweise?


Billy: Praktisch ist es schon die Sache der schon besagten Straße. Wir standen auf den Marienplatz, man musste dem, was wir zu sagen hatten, irgendwelche klangliche Einrahmung geben. Die Sache ist die, dass die Leute in Europa viel lieber Distanz halten, niemand würde es einfallen, den Straßenmusikanten in direkte Nähe zu kommen, man steht in einem breiten Kreis, etwa 15 Meter von den Musikanten entfernt, mir lag es sehr viel daran, diesen Leuten auch denn Sinn unserer Texte verständlich zu machen. Dies umso mehr, als wir damals gerade Tom-Waits-Lieder sangen. Ich bin ein großer Fan dieses Schaffens, insbesondere seine Lyrik. Ich wollte sehr diese meine Zueigung allen Zuhörenden mitteilen, die Lieder zu singen, dass es nicht etwas Undefinierbares gebrummt werde, was in ein Ohr hineingeht und aus dem anderen herauskommt, sondern dass meine Aussprache allen Zuhörenden verständlich ist. Und dies verlangte begreiflicherweise jene starke Forcierung der Stimme, die wohl in zwei und drei Tagen faktisch das wurde, was ich singe. So. Also ist es ein Werk der Straße…


Andrej: Dei Tage…


Billy: Drei Tage… Wünschen Sie sich eine Stimme, geht auf die Straße singen, dann sind Sie in drei Tagen tip top.


O.S.: Interessant. Texte und Musik schreiben Sie wohl selbst? Ist es auch Ihr eigenes Schaffen oder arbeiten Sie mit jemand zusammen?


Billy: Einige Lieder, die wir zu unseren besten zählen, schufen wir zusammen mit unserem Co-Autor Anton Matesius, unserem Harmonikaspieler, und dem ständigen Musiker in unserer Band seit unserem Beginn.


O.S.: Und wie ist es mit anderen Musikern und Textern?


Billy: Bisher hat es irgendwie nie geklappt. Im Album aber, an dem wir bald arbeiten möchten, werden wohl auch solche Gemeinschaftsarbeiten sein…


Andrej: Aber da ist doch Galja Filatowa. Mit ihr zusammen schreibst du auch doch Lieder…


Billy: Ach, ja!.. Verzeih mir, Galonjka, wenn du mich jetzt hörst. Es ist unsere alte Bekannte aus einem Club. Sie ist eigentlich die Besitzerin des Clubs „Purga“ in Petersburg, die uns bei allen unseren Konzerten hilft. Einmal sagte sie mir einen Vierzeiler auf, der mich bis ins Innere meines Herzens traf. Ich hielt nicht aus und schrieb noch zwei in diesem Sinne dazu. Und die Musik kam wie von selbst auf, es wurde kein schlechtes Lied aus unserem vorjährigen Album „Sankt-Petersburgerweise austoben“. Das Lied selbst erschien unter dem Titel „Ich hab´ Liebe geschickt“.


O.S.: Dann wollen wir jetzt gerade dieses Lied auch hören!


LIED


O.S.:
Hallo, Berlin! Das sind wieder wir. Unser Gast ist heute Billy´s band. Übrigens, Billy, Andrej, ist es möglich, dass Sie wieder bei unseren Hörern zu Gast sind?


Billy: Zum Glück, ja! Ich habe schon solche Sehnsucht nach Deutschland. Endlich haben wir bald, genauer, im September, eine kurze Deutschland-Tournee… ja das wird…


Andrej: Im September, Anfang Oktober…


Billy: Genau: vom 29. September bis zum 4. Oktober.


O.S.: Wo sollen Sie auftreten?


Billy: Am 29. September sind wir in Hamburg, am 30. – in Köln. Dann kommt am 3. noch Düsseldorf in irgendeinem Theaterfestival, das müssen wir noch präzesieren. Die Daten sind also bekannt. Am 4. ist wieder Hamburg.


Andrej: Die Eröffnung irgendeiner russisch-deutschen Gesellschaft.


O.S.: Werden es nur Clubauftritte sein? Oder auch auf den Freilichtbühnen? Oder auch Straßenkonzerte?


Andrej: Wahrscheinlich werden wir versuchen, am wahrscheinlichsten noch in München, auf dem Marienplatz zu spielen.


Billy: In unsere historische Heimat sollen wir doch mal zurückkehren. Wenn ich es richtig verstehe, wird es gerade während des Oktoberfestes sein.


Andrej: Nun, da wird es sicher pudelnärrisch zugehen!


Billy: Pudelnärrisch und eine Menge Touristen. Das ist immer aufregend.


O.S.: Ob aber unsere Hörer, außer dieser Vorheransage auf unseren Wellen, genau erfahren, wo und wann in September dieses Jahres Billy´s band in Deutschland auftreten wird?


Billy: Man kann auch auf unserer Website www.billysband.ru nachschauen. Wir bemühen uns auf unserer Website alle Konzerte, insbesondere ausländische, anzukündigen.


O.S.: Eine andere Version von Billy´s band im Deutschen findet man auf noch einer Website: www.billysband.3dn.ru
Ich weiß, dieses Jahr gab´s viele Gastspiele. Wo waren Sie noch außer Russland?


Andrej: Ach, wo wir in diesem Jahr nicht auch schon waren!.. In den USA und…


Billy: In diesem Jahr schlugen wir unseren eigenen Rekord von der Entfernung von der Heimat.
 

Andrej: Es war ein richtig globaler Rekord: die USA, die Kariben, auch Konzerte, auch recht weit und nicht zusammen mit der amerikanischen Gastspielreise. Praktisch jede Tour für sich. Mit der Zwischenzeit von einem Monat. Zuerst die Kariben, und dann die USA. D.h. jenseits des Ozeans waren wir schon zweimal.


Billy: Das ist wohl unser Hauptabenteuer des Jahres.


Andrej: In diesem Jahr. Aber wo waren wir noch?


Billy: In russischen Städten. Meistens in solchen, die bisher nicht auf unserem Wege lagen. Unser Traum ist jetzt Wladiwostok. Dorthin sind wir irgedwie noch nicht gekommen.


O.S.: Sie haben aber wirklich einen anstrengenden Reiseplan. Das ist auch gut… Denn Billy´s band wird buchstäblich mit jedem Monat bei vielen Freunden solcher Musik bekannter und beliebter.


Billy: Es ist recht schwierig, all die Städte uns einzuprägen, noch schwieriger ist es, sie auf Anhieb hier aufzuzählen. Aber einmal, als wir im Wartesaal irgendeines Flughafens saßen, wo ein Tableau mit einer unendlichen Aufzählung der Flüge und der Städte hing, fiel es uns auf, dass die Zahl der Städte, die wir noch nicht besuchen, jedes Mal immer geringer wird. Und deshalb wurde es uns sogar etwas traurig zumute.


Andrej: Schau mal die Landeskarte, dann wirst du sehen, dass es noch sehr viele Städte gibt, wo wir noch nicht waren, also keine Bange, was zu verpassen!


O.S.: Aber auch trotzt den so vielen Terminen und einer Wust Arbeit müssen Sie sich doch irgedwann auch entspannen? Haben Sie noch überhaupt freie Zeit?


Billy: Ich habe so ein Gefühl, dass eine Tournee, eine Gastspielreise gerade eine Entspannung ist, denn, kommt man in eine fremde Stadt, so hat man praktisch außer des Auftrittes nichts zu tun. Nun vielleicht irgendwelche Interviews oder Treffen mit Journalisten. Aber das wäre dann. Sonnst ist man absolut frei. Und deshalb dachte ich, das ist doch meine Erholung. Wenn ich aber nach Piter zurückkehre, habe ich eine Menge von etwas, was ich hätte schon längst erledigt haben wollte. Eine ganze Liste. Einmal schrieb ich mir auf, was ich zu tun habe. Nichts ernstes. Aber man verliert dabei die ganze Zeit. Oma besuchen, auch andere Verwandte, jemand bei irgendeiner Sache helfen, mal einen Tripp in einen Kaufladen unternehmen. Ah, was weiß ich noch.
 

Andrej: Auch noch die Paßstelle.
 

Billy: Ja, das auch. Visa muss man ja schließlich auch haben. Ununterbrochen. Lauter Hektik und keine Minute Verschnaufpause. Jedesmal, wenn ich Piter verlasse, denke ich mir: „So, jetzt beginnt mein Urlaub!“
 

Andrej: Auf den Kariben wussten wir nicht einmal, womit wir uns beschäftigen konnten. Wir hatten dort in drei Tage Aufenthalt nur einen Auftritt. Wir wussten einfach nicht, was mit der Zeit anfangen. Das war eine richtige Erholung.
 

Billy: Wir faulenzten und vertrieben uns die Zeit damit, dass wir Nüsse von den Kokospalmen abschossen.
 

Andrej: Wir zerknackten sie und aßen sie direkt auf dem Strand.
 

O.S.: Wie viel Exotik! Aber mich erinnerte das an einen Satz aus einem russischen Film: „Sie sind wohl unterwegs müde geworden? – Ach so denn! Unterwegs habe ich mich im Gegenteil sogar sehr gut erholt!“ So ähnlich wird es wohl Ihnen gegangen sein!


Billy: Ja, der Zug ist die beste Wiege. Es schaukelt und knarrt wie in der Kindheit, in dem Dorf: Lehmofen, und die Wiege, solche, wie sie an der Decke hängt.
 

Andrej: Da musst du eine schöne Kindheit gehabt haben.
 

O.S.: A propos: freie Zeit und die Beziehungen. Sie sind vier in der Band. Vier Männer. Leider ist heute in unserem Studio Michail Schidkich, der Saxophonist, und der Harmonikaspieler Anton Mathesius nicht mit dabei. Es spricht sich herum, dass es sich in einem Männerkollektiv viel leichter leben und arbeiten läßt, als in einem Frauenkollektiv. Und dennoch: alle vier Männer sind vom Charakter und überhaupt von der Art ganz anders. Ihre Ansichten sind sicher auch unterschiedlich. Rein psychologisch: wird darauf geachtet, wie Probleme dieser Art gelöst werden, falls solche entstehen?


Billy:
Pardon, ich bin nicht einverstanden. Mir persönlich war es immer sehr angenehm, in den Kollektiven zu arbeiten, wo nur Frauen waren… In solchen Kollektiven orientierte ich mich viel besser und verstand, was los ist, auch Meinungsverschiedenheiten kamen seltsamerweise gar nicht so oft auf.
 

O.S.: Das war Ihr Glück.
 

Billy: Kann sein. Ich habe, scheint mir, in letzte Zeit überhaupt immer Glück. Es ist wohl der helle Streifen, aber der muss von Tag zu Tag zu Ende sein, aber es dauert komischerweise immer noch.
 

Andrej: Seit wann hast du dann deinen hellen Streifen?
 

Billy: Seit der Gründung von Billy´s band. Seitdem bin ich glücklich.
 

Andrej: Nun, Meinungsverschiedenheiten kommen bei uns natürlich vor, ganz verschiedene sogar. Nur sind wir mit solchen Chraktereigenschaften verbunden, die in unserem Alter schon nicht mehr zu ändern sind, wir alle haben uns aneinander schon gewohnt und sehen sogleich, der da ist im Moment nicht in der richtigen Stimmung, ihm ist jetzt nicht beizukommen.
 

Billy: Wieder einmal ein üblicher Kurzschluß…
 

Andrej: Aber ja, doch, dieser hat um diese Tagesstunde eine Krise, man soll ihn in dieser Zeit lieber in Ruhe lassen und bestimmte Fragen später stellen. Denn im Moment wird er so antworten, aber später, um drei Uhr, zum Beispiel, wenn er in gutmütiger Stimmung ist, wird seine Antwort ganz anders ausfallen. Daran haben wir uns schon so gewohnt… Schon fünf Jahre lang sind wir fast jeden Tag eng beieinander…
 

Billy: Wir unternehmen auch schon gar keine Versuche, jemand von uns zu verändern, und wir treffen auch keine Anstalten, Auseinandersetzungen, weil es gar keinen Sinn hat, miteinander Konflikte auszutragen oder gar noch unsere Beziehungen zu klären. Wir sind ein Künstlerbündnis – das ist zuallererst – und dann ist es immer noch eine Familie.
 

O.S.: Sind auch die Lieder, die von Ihnen gesungen werden, auch davon? Von solchen Beziehungen und von so viel Verständnis füreinander?


Billy: Das würde ich nicht sagen. Mir scheit… ich weiß nicht, wovon unsere Lieder sind, das wäre ehrlicher. Ich habe immer gedacht, sie wären von der Liebe, vom Traum, der vielleicht sich nie erfüllt, auch davon, ob ein Traum im Prinzip in Erfüllung gehen soll. Was wird uns schon bleiben, wenn es keine Träume mehr gebe? In meinen Texten bin ich wohl ein idealistischer Lyriker, gepaart mit solcher Musik und solchem Jazz scheint mir, es wäre gar kein schlechter Gegensatz. Kein schlechter Koktail jedenfalls. Und dann… möchte ich noch, noch idealistischere, noch lyrischere Texte schreiben. Ein Text gefällt mir, wenn er einen in Tränen bringt. Es gibt Interpreten, die mich in Tränen zerfließen lassen, und danach strebe ich selbst in meinem Schaffen.
 

O.S.: Mir scheint, dass unsere Hörer von Ihren Liedern das selbst fühlen können. Deshalb schlage ich vor, uns noch ein Lied unseres heutigen Gastes, der Billy´s band anzuhören.
 

LIED
 

O.S.: Im Sommer dieses Jahres präsentieren Sie Ihre Performance „Being Tom Waits“ in Moskau und Sankt-Petersburg. Was unterscheidet es von Ihren russischen Programmen?


Billy:
Vor allem das, dass ihm Lieder und sogar einege musikalische Skizzen und Zitate aus den berühmten Interviews Wait´s zugrunde liegen, die werden gewissermassen für den russischen Hörer vor allem mit Hilfe der russischen Sprache adaptieren. Die Lieder freilich singen wir so wie Tom Waits selbst, ohne Veränderungen, weil Lieder Autorenwerke sind, Kunstwerke, deshalb wird an den Texten gar nichts geändert. Die Musik aber haben wir mehr unserem Geschmack angepaßt. Hoffentlich wird ton Waits es uns nicht übernehmen. Damit aber der Hörer auf dem Laufenden bleibe, diese Ästhetik verstehe, wurde Programm zwischen den Liedern reichlich durch russische Monologe, Tschatkas und Musikskizzen versehen, auch durch Zitaten, wie ich schon sagte. Synchronisiert, freilich. Dazu kommt noch einiges von Theatergriffen, Bühnenbildner z.B., die uns helfen diese Ästhetik dieses großen Landstreichers zu schaffen, wie er genannt wird, und wie wir sein Schaffen sehen. Und besondere Theaterbeleuchtung.
 

Andrej: … Auch visuelle Projektionen…
 

Billy: Videoprojektionen. Mit einem Wort, stellenweise ist es sogar nicht schlecht. Aber ich möchte auch unterstreichen, dass dieses Programm, übrigens wie auch das russische Programm „Blues im Kopf“, ebenfalls ein theatralisiertes, weiter entwickelt wird, aber noch können wir nicht sagen, dass es bereits jenes Niveau hat, dessen wir uns wieder in ganz Russland, nicht in Amerika nicht schämen würden.
 

Andrej: Ich glaube, noch paarmal wird es uns schämen müssen, später aber schon nicht mehr. Eigentlich war es mit „Blues im Kopf“ genau so. Dieses Programm hat schon gewisse anständige Formen angenommen, früher mußten wir uns seiner auch noch genieren.
 

O.S.: Ich möchte sagen, dass ich in diesem Konzert war und ich möchte betonen, dass, was Sie englisch und russisch bieten, als versetzen Sie Ihre Zuschauer in eine gewisse amerikanische Realität, etwas sehr wichtiges ist. Mit ihrer eigenen Intonation nehmen Sie jene Spannung ab, die wegen der Globalisierung der amerikanischen Begriffe entsteht. In Ihrer Interpretation wird Amerika wieder die Welt des kleinen Menschen aus der kleinen Straße oder aus dem kleinen Städtchen, in dem, wie auch überall, es regnet und Haustiere gehalten werden, und die Menschen ein bestimmtes Verhältnis zueinander haben, sich von Tag zu Tag freuen, traurig sind, sich ihren Erinnerungen hingeben, hoffen und einfach leben. Das wollte ich gerade hervorheben und sagen, daß gerade das fasziniert und eine besondere Herzlichkeit von „Amerika der Billy´s band“ schafft.


Billy: Klar! Weil Amerika nicht nut die Politik ist, auch nicht nur McDonalds oder irgend anders Netz globaler Einrichtingen. So ist es doch wirklich, es sind doch Menschen in erster Linie! Möge man sagen, daß diese Menschen anders sind. In Wirklichkeit aber sind es solche Menschen wie wir… nur in Amerika. Das ist alles. Und dann ist doch Amerika die Heimat von Roch`n`Roll. Soll man reden, was man will, so ist es doch! Und deshalb it Rock`n`Roll schon ganz alt, abwohl Amerika selbst noch ein junges Land ist.
 

Andrej: Wir waren ja jetzt in Amerika. Von einer Globalisierung hatte ich dort gar kein Gefühl. Es all das, was ich persönlich dort zu sehen erwartet hatte. Ich erwartete etwas Ungewöhnliches. Unverständliches. Sah aber ein Land wie alle anderen, viele Länder, das war nur noch eines. Kein Schockgefühl, das man erwartete.
 

O.S.: War alles viel einfacher?


Andrej: Viel-viel einfacher.
 

O.S.: Und denn noch schaffen Sie mit allem, was Sie tun, Ihre eigene Welt, wie pathetisch auch klingen mag. Der Eindruck einer anderen Welt, der bleibt. In diesem Zusammenhang möchte ich Billy fragen: hätten Sie nie eine Idee, außer Lieder und Liedtexten was anders zu schreiben: Gedichte oder Prosa? Denken Sie daran?

 
Billy:
Nein, auf diesen Gedanken bin ich nie gekommen. Oder, ehrlich gesagt, hatte ich mal solche Idee. Nur schien es mir…
 

Andrej: Aber du hast doch für eine Zeitschrift was geschrieben!
 

Billy: Hast recht, ich habe geschrieben. Aber…
 

Andrej: Verleugnet dich nicht! Deine Kolumne war es. Billy Noviks Kolumne…
 

Billy: Das waren einzelne Geschichten, einzelne Einfälle. Ich wollte mich irgendwie verwirklichen. Schließlich war ich doch Artz! Und begann sogar meine Promotionsarbeit zu schreiben. Aber diese meine wissenschaftlichen Tendenzen endeten irgendwie mit der Zeit, nichts wurde daraus. Der Forschungsgeist aber brannte noch. Das ergoss sich in das Schreiben scheinwissenschaftlicher, wissenschaftlich-populärer, zum Teil aber sinnloser, kleiner Artikel, die aber nicht ohne Logik und nicht ohne gesunden Menschenverstand waren. Sie sind übrigens auf unserer Website www.billysband.ru zu finden. „Vorteil der Stäbchen vor Zigaretten“. Dem einem gefällt das, dem anderen nicht. Manchmal werde ich von Zeitschriften gebeten zu schreiben, was ich über dies oder das denke. Man kann es als reine Formalität betrachten oder seiner Phantasie die Zügel schießen lassen.
 

O.S.: Und wenn Sie schreiben? Schießen Sie Ihrer Phantasie Zügel?


Billy:
Ja, manchmal. Manchmal schreibe ich auch jetzt, wenn das Geschriebene mich befriedigt, wird das veröffentlicht. Zum Beispiel in der Obdachlosenzeitung „Heimweg“. Es ist viel mehr eine kleine Zeitschrift, die Obdachlose selbst in Petersburg verkaufen. Oder die Zeitschrift „Ogonjok“. Musikseite. Da beantworte ich Leserbriefe, die an mich gerichtet sind.
 

O.S.: Immerhin! Die Welt der Billy´s band ist doch Musik!
 

Billy: Oh, ja, das vor allem!
 

O.S.: Wie z.B. das nächste Lied aus dem Album „Being Tom Waits“.
 

LIED
 

O.S.: Außer von Auftritten und Konzerten haben Sie doch noch eine Betätigung. Kino. In welchen Filmen haben Sie als Autoren und Interpreten von Sound-Tracks mitgemacht? Haben Sie auch als Darsteller mitgefilmt?
 

Andrej: Oh!
 

Billy: Yeah!
 

Andrej: Jawohl! Wir haben schon Sound-Tracks zu zwei Filmen komponiert. Der eine Film „Nachtverkäufer“ ist schon angelaufen, der zweite: „Geldtag“ ist schon beim Vertrieb, aber in den Kinos ist er noch nicht angelaufen. Man wartet ab, bis jemand ihn kauft, dann wird man ihn auch schon zeigen. Dort waren wir stellenweise auch Darsteller, die Musikanten spielten. Ganz vor kurzem machten wir die Erfahrung als richtige Filmschauspieler, wir wurden eingeladen nicht die Filmmusik zu schreiben, sondern Rollen zu spielen. Es ist der Film “Der Club”. Aber es ist nicht der Film von MTV, sondern ein abendfüllender neuer Film. Filmmacher waren alle Moskauer, aber gedreht wurde in Minsk. Wir waren selbst dorthin gefahren, zuerst für 7 Tage, dann noch für einen. Der Regisseuer…
 

Billy: …ist Bortschukow. Sergej Bortschukow. Interessant, wir spielen bei ihm zwei Abendteuerer, die ganz zufällig in einem Provinzstädtchen ein Theater verbrannten und auf der Flucht in eine große Stadt kamen und dort praktisch illegal in demselben Club, wo sich die Handlung entfaltet, faktisch illegal, als Kochgehilfe unterkamen.
Nicht genug, dass Drückeberger und Faulenzer sind, sind sie auch noch Musiker. In wichtigsten Augenblick, als die Menschenmenge eine Gruppe erwartet, erscheinen sie praktisch in Küchenschürzen auf der Bühne und legen auf Teufel kamm raus las, das Publikum ist quasi zufrieden, aber das ist noch kein Happy End. So ein Film ist es, in dem wir gefilmt haben.
 

Andrej: Wir sagten dazu, weil dieses Sujet praktisch die Geschichte der Gründung unserer Gruppe ist. Auch hatten so etwas wie einen illegalen Club, in dem wir keine Musik machten, sondern sonst noch was. Ich war dort Art-Direktor. Meine Fähigkeiten aus diesem Posten versagten, so sahen wir uns gezwungen, deshalb ab und zu auf die Bühne zu steigen. Als man uns das Drehbuch jenes Filmes brachte, waren wir überzeugt, dass die Jungs die Geschichte unserer Gruppe kannten und sie in das Drehbuch einarbeiteten. Aber es stellte sich heraus, dass sie von unserer Band gar keine Ahnung haben und diese, glaube ich kein einziges mal gehört haben.
 

O.S.: Ja, so was kommt vor, besonders bei den Künstlern. Wenn man einander auch ohne Worte versteht, beginnt man etwas vorauszuahnen und sogar vorauszusagen.
 

Billy: Deshalb schauten wir uns, Ryschik und ich, nur an und sagten zu, obwohl das eine Komödie ist, ich aber Melodrama viel mehr mag.
 

Andrej: Lustig, dass wir uns in diesem Film uns selbst spielen mußten. Sie erlaubten uns sogar, hier und da unsere eigene Repliken dazwischenzusagen. Die konnten wir im Grunde genommen selbst ausdenken. Viele waren es nicht, und wir machten das in unserem eigenen Stil, der manchmal recht merkwürdig erscheinen mag. Das heißt, wir haben unsere eigene Ästhetik da hineingebracht.
 

Billy: Wir leben ja in unserer eigenen, erdachten Welt…
 

Andrej: Jener Welt, das wir uns selbst erklügelt haben…
 

O.S.: Heute haben Sie auch ein Musikereignis. Ich meine das kleine Oktoberfest in Moskau. Das Bier-Festival. Nehmen Sie heute dort teil? Treten Sie dort auf?
 

Billy: Es ist kein Bayern und noch kein Oktober… aber ich verstehe, dass man ein Fest braucht… Den Russen scheinen Lebensfeste zu mangeln. Aber wohin man auch kommt, überall ist man gesperrt, niemand arbeitet, weil es ein Fest sein soll…


O.S.: Oder ein Summit…


Billy:
Oder ein Summit, richtig! Aber es ist schön, wenn es heute ein Fest ist, dann hat man noch einen Grund, diesen Tag in guter Stimmung zu verbringen.
 

Andrej: Dabei ist in Moskau auch Oktober im Juli.
 

O.S.: Werden Sie heute bei dieser Veranstaltung etwas aus Ihrer engllisch-sprachigen Programm spielen, oder russisch-sprachig, oder so und so?


Billy:
Wie immer. Wir orientieren uns so ungefähr eine halbe Stunde vor dem Auftritt, wir erwägen gleich mehrere Dinge, die dann auf die Zusammenstellung unserer Play-List einfluß aben, dass heißt auf die Wahl der Lieder, die wir an diesem Abend vorbringen werden.


Andrej: Wir schätzen das Publikum ein, gehen von unserer eigenen Stimmung und von den vorhandenen Instrumenten aus.Es kommt vor, dass wir irgendwelche Instrumente nicht mitgwnommwn haben, ohne welche manche Lieder nicht gehen.
 

Billy:: Es kann sich auch z.B. erweisen, dass eine Gruppe von 120 Bayern da ist und wir dann noch „Ein Proset!“ singen müssen. Verstehst du das?
 

O.S.: Es ist möglich!


Andrej: Was müssen wir dann singen?
 

Billy: „Ein Proset, ein Proset!“… wie heißt es dort: „auf die Gemütlichkeit“ oder… ich habe es schon vergessen
 

O.S.: „auf die Gemütlichkeit“
 

Andrej: Ja, ein ganzes Jahr waren wir dort schon nicht.
 

O.S.: Ich möchte Ihnen, Billy: Andrej für Ihren heutigen Auftritt und für Ihr Leben und Wirken überhaupt viel Gelingen wünschen. Danke für das Interview und ein sehr amüsantes Gespräch. Ich hoffe, Sie werden uns noch wieder besuchen, besondern nach dem Gastspiel in Deutschland und auch einfach um an unserem Programm und an der Sendung „Musik für Sie“ teilzunehmen. Danke schön.


Billy: Ihnen gleichfalls.


Andrej: Vielen Dank.
 

O.S.: Zum Schluß, liebe Freunde, noch ein Lied der Petersburger Billy´s band, deren Solist Billy Novik und der Gitarrist Andrej Ryschik unsere Gäste heute waren. Ich, Olga Sonnenstrahl, verabschiede mich jetzt von Ihnen. Danke, dass Sie die ganze Zeit heute mit uns waren. Auf Wiederhören auf der Wellen der „Stimme Russlands“ und in der Sendung „Hallo, Berlin!“
 

Die Sendung wurde gestaltet von:
Regie: Irina Leleko
Aufnahmeleitung: Michail Negalatij
Spresher: Michail Peregudow
Moderation: Olga Sonnenstrahl
 

LIED
OTORVIJOMSJA PO-PITERSKI!
 

 

Tanzende, trinkende, torkelnde Helden der Arbeit, Frauen mit sowjetischen Atombusen, alle im Takt
Das Datscha-Projekt im Fundbureau

http://www.datscha-projekt.de/events/?cid=682

Stresemannstraße, Hamburg: Zunächst spielt Billy:'s Band aus St. Petersburg Begräbnis Dixieland mit dem ewigen Happy End

Das Trio besteht aus einem Tom-Waits-Imitat in Fischerhemd, Weste und Hut am Kontrabass, er singt mit tiefergelegter Reibeisenstimme. Links neben ihm ein untersetzter Akkordeonist mit langen Haaren und Geheimratsecken, der aussieht wie der langjährige Vorsitzende eines Datschenkollektivs am Rande einer russischen Großstadt. Rechts neben ihm ein Wiedergänger des jugendlichen Marc Bolan, der mit wehenden Locken über schweissnasser Brust seine E-Gitarre schwenkt und Stück um Stück das gute, alte Hardrocksolo zelebriert. Sie mischen Waits-Balladen mit Eigenem, unaufhörlich auf russisch ansagend, kommentierend, wohl auch persiflierend, was von dem Zehntel Russen im Saal mit großem Echo quittiert wird.

Nach etlichen Zugaben schwenkt das DJ-Pult in die Bühnenmitte und auf der Leinwand läuft die Laptop-Projektion des Datscha-Projekts an. Tanzende, trinkende, torkelnde Helden der Arbeit, Frauen mit sowjetischen Atombusen, sozialistische Kinder, alle im Takt. Die Musik Baikal-Pop, viel Bläser und Quetschkommoden, polkaesk, technoid, mit Einsprengseln aller Art. Russischreggae, Russischhiphop, Uralgitarren Typ Hawaii.

Das jugendliche Publikum zappelt und hüpft im dunklen Raum, ausgelassene Stimmung, schmerzende Lautstärke, nebenan an der Bar ist es taghell, auch hier feuern Lautsprecher die Menge an, ein Springen und Juchzen und Schwitzen und Nachschütten und Aneinandervorbeidrängeln. Baikal-Bier aus Pappkisten, Kronsbeerenschorle, die Zahl der DJs auf der Bühne wächst mit jeder Stunde, es wird geraucht wie irr, das DJ-Pult wöchst mit Leergut zu.

Das alles in zwei Tunnelbögen unter der Haupteisenbahnlinie Hamburg-Skandinavien plus S-Bahn, alle drei Minuten zittert das Gewölbe.

Draußen vor der Tür fünfzig Meter Schlange in fieser Kälte; zur Linderung wird eine Wodkaflasche aus dem vollen Club ins Freie gereicht.

http://blogg.zeit.de/zeitmusik/index.php?cat=Hingehen!

 

Billy:'S BAND MIT AFTERSHOW PARTY
Deutschland

Begräbnisdixieland mit ewigem Happy-End!!!

Das erste Projekt von Billy:'s Band hieß (frei aus dem Russischen übersetzt) "Being Tom Waits in St. Petersburg" oder "Spiel nach Tom-Waits-Regeln". Allerdings waren das keinesfalls Cover-Lieder, sondern eher auf die russische Realität bezogene Neuinterpretationen. Doch das war einmal.

Diesen Herbst ist die Band mit einem völlig neuen Programm unterwegs, ihr Repertoire besteht inzwischen zu 95% aus eigenen, russischsprachigen Liedern. Billy:'s Band lehnen sich jetzt viel stärker an die russische Straßenmusiktradition an und sind insgesamt viel schneller geworden. Sie haben ihre Kunst perfektioniert und liefern großartige theatralisierte Shows ab, in denen sich Musical, Kabarett, Clownerie und sogar Elemente des psychologischen Theaters im Sinne Stanislawskijs miteinander verbinden. In Russland werden sie oft mit den Tiger Lillies verglichen, laut der Szene-Magazine von Moskau und St. Petersburg gehören sie zu den angesagtesten Club-Bands.

Freitag, 23. September 2005 ab 20 Uhr, Club Zapata

http://www.kulturportal-russland.de/veranst....id=8079
http://www.kinoblick.com/4520....id*val*